Was ist Psychologische Sicherheit?

Psychologische Sicherheit und Kollektive Intelligenz: Wie Teams über sich hinauswachsen können

Seit einiger Zeit beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage, was nötig ist, damit Teams eine Umgebung schaffen können, in der das Gesamte tatsächlich mehr ist als die Summe der Einzelnen. Dies führt uns unweigerlich zur Frage der kollektiven Intelligenz, die als das Ergebnis der erfolgreichen Zusammenarbeit eines Teams gesehen werden kann, und wie diese durch psychologische Sicherheit gestärkt werden kann.

Ein zentrales Konzept, auf das wir gestoßen sind, ist das der Psychologischen Sicherheit, geprägt von Amy Edmondson. Google hat im Rahmen seiner Studie „Aristoteles“ untersucht, welche Faktoren den Teamerfolg am stärksten beeinflussen. Überraschend zeigte sich, dass es weniger entscheidend ist, wer im Team ist, sondern vielmehr, wie das Team zusammenarbeitet, seine Arbeit strukturiert und den Beitrag zum Unternehmenserfolg wahrnimmt. Psychologische Sicherheit stand dabei an erster Stelle.

Was ist Psychologische Sicherheit?

Amy Edmondson prägte bereits Ende der 1990er Jahre den Begriff der „Psychologischen Sicherheit“ also „die gemeinsame Überzeugung aller Mitglieder eines Teams, dass es im Team sicher ist, zwischenmenschliche Risiken einzugehen“.

Das bedeutet, dass man sich traut:

  • Abweichende oder vielleicht auch (auf den ersten Blick) schräge Ideen äußern.
  • Kritik offen auszusprechen und um Meinungen zur eigenen Arbeit zu bitten.
  • Fehler zuzugeben und um Hilfe zu bitten.
  • Risiken einzugehen und sich dabei verletzlich zu zeigen.

Zusammengefasst könnte man auch sagen: Wenn man im Fußball die besten Spieler wie Ronaldo, Messi und Neymar zusammenspielen lässt, reicht dies nicht unbedingt aus, um die Champions League zu gewinnen. Die Mannschaft braucht einen Teamgeist und ein gemeinsames Ziel und vor allem müssen sich die Spieler aufeinander verlassen können.

Wenn es möglich ist, Ideen einzubringen, zu experimentieren, Fehler zu machen und zu scheitern, ohne sich damit verstecken zu müssen. Wenn die Teammitglieder sicher sein können, dass sie nicht bloßgestellt, abgelehnt oder bestraft werden, wenn sie Fehler machen, andere Meinungen äußern oder Kritik üben. Wenn Fehler als Lern- und Entwicklungsfelder behandelt werden, nur dann wird Klartext geredet, können Fehler erkannt und aus ihnen gelernt werden. So kann vermieden werden, dass sich alle aus dem Wunsch nach Einigkeit heraus für schlechte Kompromisse entscheiden. Unter diesen Voraussetzungen kann von der Meinungsvielfalt im Team profitiert werden. Es geht darum, eine Konfliktkultur zu etablieren, in der die Beziehungsebene nicht in Frage gestellt wird, auch wenn unterschiedliche Meinungen diskutiert werden. Psychologische Sicherheit bedeutet nicht unbedingt immer „nett“ miteinander zu sein. Es bedeutet aber wertschätzend und respektvoll miteinander umzugehen.

Niemand – auch nicht der Vorgesetzte – muss allwissend sein und auf jede Frage sofort eine „richtige“ Antwort oder Lösung parat haben. In einer psychologisch sicheren Umgebung werden ungeklärte Fragen offen diskutiert und es wird gemeinsam nach Lösungen und Antworten gesucht.

Psychologische Sicherheit als Grundlage für kollektive Intelligenz

Die Fähigkeit eines Teams, intelligent zusammenzuarbeiten, basiert auf der Summe der Beiträge aller Mitglieder. In einem sicheren Umfeld können alle Meinungen eingebracht werden, was zu einer höheren Vielfalt an Ideen und Perspektiven führt. Diese Diversität ist ein zentraler Aspekt der kollektiven Intelligenz, denn sie ermöglicht es Teams, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und kreative Lösungen zu entwickeln.

Psychologische Sicherheit ermöglicht es Teams, nicht nur bestehendes Wissen effizient zu teilen, sondern auch neues Wissen zu generieren. Nur wenn Teammitglieder keine Angst haben, ihre Ideen oder Zweifel zu äußern, kann das volle Potenzial der kollektiven Intelligenz freigesetzt werden. Fehler werden nicht mehr versteckt, sondern als Lernmöglichkeiten genutzt, was die gemeinsame Wissensbasis und das Lernverhalten stärkt. Auf diese Weise wird das Team als Ganzes klüger, flexibler und innovativer.

Die Verbindung zwischen psychologischer Sicherheit und den Faktoren der Teamintelligenz

Laut der Google-Studie sind folgende fünf Faktoren entscheidend für den Teamerfolg:

  1. Psychologische Sicherheit
  2. Zuverlässigkeit
  3. Struktur und Klarheit
  4. Bedeutsamkeit der Arbeit
  5. Einfluss der Arbeit

Psychologische Sicherheit bildet dabei das Fundament, auf dem die anderen Faktoren aufbauen. Wenn Teammitglieder sich sicher fühlen, können sie zuverlässig arbeiten, da Vertrauen und offene Kommunikation herrschen. Struktur und Klarheit lassen sich ebenfalls nur dann effektiv umsetzen, wenn es keine Angst vor Missverständnissen oder Kritik gibt. Und schließlich steigt die Bedeutsamkeit und der Einfluss der Arbeit, wenn Teammitglieder ihre individuellen Stärken und Ideen zum Wohl des Teams einbringen können.

Wie fördert man Psychologische Sicherheit und Teamintelligenz?

Es gibt mehrere Wege, um psychologische Sicherheit und damit die kollektive Intelligenz in Teams zu fördern:

  1. Persönlichkeit: Proaktivität, emotionale Stabilität und Lernorientierung der Teammitglieder fördern das Entstehen von psychologischer Sicherheit und unterstützen die Entfaltung kollektiver Intelligenz.
  2. Führung: Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle, indem sie als Vorbilder vorangehen, ihre eigenen Fehler zugeben und Fragen offen ansprechen. Transformationale Führung, die Neugier und das gemeinsame Lernen fördert, trägt wesentlich zur Entwicklung einer kollektiven Intelligenz bei.
  3. Struktur: Klare Rollenverteilungen und Entscheidungsfreiheit geben Teammitgliedern die Sicherheit, dass ihre Beiträge geschätzt werden und dass sie die Autonomie haben, eigene Entscheidungen zu treffen. Dies stärkt die Zusammenarbeit und das Vertrauen innerhalb des Teams.
  4. Zusammenarbeit: Regelmäßige und offene Kommunikation zwischen den Teammitgliedern fördert das Vertrauen und ermöglicht die Entfaltung der kollektiven Intelligenz. Nur durch ehrlichen und respektvollen Austausch kann das Team die Herausforderungen komplexer Aufgaben meistern.

Schlussfolgerung: Der Weg zu einem intelligenteren Team

Psychologische Sicherheit ist der Schlüssel, um die kollektive Intelligenz in einem Team zu entfalten. Sie schafft eine Umgebung, in der alle Mitglieder ihre Ideen und ihr Wissen einbringen können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Wenn ein Team offen kommuniziert und gemeinsam lernt, steigt nicht nur die Teamleistung, sondern auch das Potenzial, innovative und nachhaltige Lösungen zu finden. Die Verbindung zwischen psychologischer Sicherheit und kollektiver Intelligenz zeigt, dass ein Team nur dann über sich hinauswachsen kann, wenn es sich sicher fühlt, Risiken einzugehen und sich als Ganzes zu entwickeln.

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*VUCA ist ein Akronym für die englischen Begriffe volatility ‚Volatilität‘ (Unbeständigkeit), uncertainty ‚Unsicherheit‘, complexity ‚Komplexität‘ und ambiguity ‚Mehrdeutigkeit‘.